Newsletter 11_2017

der Antimafia-Newsletter

Liebe Leserinnen und Leser,
 
Die Einleitung des November-Newsletters kann nicht anders, als mit der Nachricht beginnen, dass vor wenigen Tagen der Superboss der Cosa Nostra Salvatore Riina (Totò genannt), nach 24 Jahren Haft unter den Bedingungen des Zusatzartikels 41bis, im Gefängnis von Parma verstorben ist. Er war der “Capo dei Capi”, der “Boss der Bosse”, gewesen, zwischen 1982, dem Jahr in dem die Mafia aus Corleone die Kontrolle der verbrecherischen Organisation übernahm und 1993, dem Jahr seiner Ergreifung in Palermo. Viele der Spitznamen des Bosses der Cosa Nostra, Namen, die den Zweck haben einzuschüchtern, rufen eine  Respekt gegenüber diesem Mannes hervor, an dessen Händen das Blut unzähliger Massaker klebt. Sie haben ihre Spuren hinterlassen, nicht nur in der Kriminalgeschichte, sondern in ganz Italien. Spitzname “ La Belva”, die Bestie: genau das war Totò Riina. 26-fach lebenslänglich zu einer Freiheitsstrafe verurteilt für schlimmste Verbrechen. Man erinnere sich an die Morde von Piersanti Mattarella, den Bruder des jetzigen Präsidenten Italiens, Pio la Torre, Ninni Cassarà, General Carlo Alberto Dalla Chiesa und die Richter Falcone und Borsellino. Mit den Attentaten brachten sie nicht nur diese Männer um, stellten auch die Institutionen in Frage , für die jene arbeiteten, bedrohten sogar auch das kulturelle Erbe Italiens zwischen 1992-1993. Sie waren eine Bewährungsprobe für den ganzen Staat.

Riina hatte noch vor wenigen Monaten mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen, als seinem Gesuch nicht stattgegeben wurde, aus gesundheitlichen Gründen eine vorzeitige Entlassung oder Umwandlung der Haftstrafe in Hausarrest zu erwirken. Das „Tribunale di Sorveglianza“ in Bologna (vergleichbar mit unseren Strafvollstreckungskammern (Anm. d.Ü.)), hatte dies verkündet. Aus diesem Grund hatte sein Anwalt Berufung eingelegt und damit die Debatte  über die verfassungsrechtlich garantierten Rechte auch für ältere und kranke Häftlinge losgetreten, die dem harten Gefängnisalltag der Sonderbehandlung unter Art.41bis ausgesetzt sind, dabei insbesondere der Umgang mit Mafiabossen.

 Dazu wurde auch die Kommission der Antimafia befragt, die betonte, dass, wenngleich erkrankt, Riinas öffentliche Gefährlichkeit ungehindert fortbesteht (er hatte nie ein Schuldeingeständnis gegeben und auch keine Anzeichen gemacht, dass ein Wille diesbezüglich bestünde). Des Weiteren war Riina noch bis zum heutigen Tage möglicherweise der Boss der Cosa Nostra. Welches Szenario wird nun mit seinem Ableben für die nächsten Monate vorstellbar sein? Wird die Cosa Nostra fähig sein sich zu erneuern und dabei ihre Identität beizubehalten (nach Jahren instabiler, aber bestehender Gleichgewichte), oder wurde nun der Platz frei für einen neuen Akteur?

Sicher ist nur, dass Riina Geheimnisse und Geschichten mit ins Grab genommen hat, welche nie erzählt werden.

Viele Grüße, das Team von Mafia? Nein, Danke! e.V.

NACHRICHTEN

Zwischen Panama, Paradise und Malta Papers: Die Ermordung von Daphne Caruana Galizia wäre vermeidbar gewesen – ein Blick hätte genügt, ein Blick auf die Geldflüsse

Etwas ist faul im Staate Malta (und in Europa?). Mit der Ermordung der maltesischen Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia öffnet sich eine Büchse der Pandora, über die die internationale Staatengemeinschaft sich schon allzu lange ausschweigt. 

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Europa auf dem neuesten Stand: Die europäische-Staatsanwaltschaft wird Realität. Die Verordnung ist endgültig verabschiedet

Nach der notwendigen Freigabe seitens des Europaparlaments (am vergangenen 5. Oktober) haben die 20 Mitgliedsstaaten, die an der verstärkten Zusammenarbeit interessiert waren, die Regelung unterschrieben, die die europäische Staatsanwaltschaft einführt; unter den Unterzeichnern befinden sich auch der deutsche und italienische Justizminister.

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Neues Hauptquartier für den BND: zumindest der deutsche Geheimdienst hat sich in Berlin niedergelassen

Die strukturellen Arbeiten sind abgeschlossen und die ersten 400 Mitarbeiter der Abteilung „Internationaler Terrorismus und organisierte Kriminalität“ sind bereit, in die neue Zentrale des BND, Deutschlands Nachrichtendienst im Zentrum von Berlin umzuziehen.

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Durchsuchungen in Thüringen und Berlin nach Festnahme mutmaßlicher Mafiosi in Erfurt

Am Abend des 11. Oktobers störte eine Gruppe von circa 20 Männern den Frieden der sonst ruhigen Erfurter Innenstadt, indem sie in ein Restaurant in der Michaelisstraße eindrangen. Man vermutet, dass es sich um Gruppen der Russisch-Armenischen Mafia handeln könnte, die in Thüringen, vor allem in Erfurt, tief verwurzelt sind.

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Wann lohnt sich Kriminalität? – eine spieltheoretische Betrachtung der Mafia und ihren Kosten

In dem kriegsmüden Großbritannien der Nachkriegszeit, kam es zu einem bemerkenswerten informellen Pakt: der Konvention über die Nichtbewaffnung der Polizei. Möglich geworden war diese Entwaffnung, weil eine informelle Vereinbarung mit den Kriminellen bestand, die ihrerseits ebenfalls auf Schusswaffen verzichteten. Langfristiger Vertrauensgewinn wird durch das Regelbefolgen auf beiden Seiten erreicht. Kriminelle, die dagegen verstießen, wurden nicht nur von der Restbevölkerung, sondern sogar von kriminellen Kollegen geächtet. Für beide Seiten versprach die Nichtbewaffnung einen relativ höheren Gewinn, als es das beidseitige Risiko bei einer Schießerei ums Leben zu kommen bereithielt. Was ist die Lektion dieser heute geradezu naiv anmutenden Geschichte?

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Wie die ‘ndrangheta die Juventus-Fangemeinde unterwandert

Ein neues Urteil zum Zusammenhang zwischen Mafia und Fußball hat erneut unser Interesse für dieses Thema geweckt: Im Zuge des „Alto Piemonte“-Verfahrens wurden Rocco Dominello und sein Vater Saverio verurteilt. 
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RÜCKBLICK
Addiopizzo gewinnt den Friedenspreis von Bremen, das Engagement des Vereins im Kampf gegen Schutzgelderpressung wird auch in Deutschland gewürdigt   Vor wenigen Tagen hatten wir als Mafia? Nein Danke! die Ehre, zwei Freiwilligen aus Addiopizzo in Berlin zu Gast zu haben. Ihre Engagement gegen Schutzgelderpressung in Sizilien wurde auch in Deutschland gewürdigt, in dem sie den Friedenspreis der Schwelle Stiftung in Bremen gewonnen haben. In diesem Artikel werden Sie ein bisschen mehr über die Geschichte des Vereins Addiopizzo erfahren. Ein Verein, der Palermo zum Thema Schutzgelderpressung aufgeweckt hat.   WEITERLESEN
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