Liebe Leserinnen und Leser, Die Einleitung des November-Newsletters kann nicht anders, als mit der Nachricht beginnen, dass vor wenigen Tagen der Superboss der Cosa Nostra Salvatore Riina (Totò genannt), nach 24 Jahren Haft unter den Bedingungen des Zusatzartikels 41bis, im Gefängnis von Parma verstorben ist. Er war der “Capo dei Capi”, der “Boss der Bosse”, gewesen, zwischen 1982, dem Jahr in dem die Mafia aus Corleone die Kontrolle der verbrecherischen Organisation übernahm und 1993, dem Jahr seiner Ergreifung in Palermo. Viele der Spitznamen des Bosses der Cosa Nostra, Namen, die den Zweck haben einzuschüchtern, rufen eine Respekt gegenüber diesem Mannes hervor, an dessen Händen das Blut unzähliger Massaker klebt. Sie haben ihre Spuren hinterlassen, nicht nur in der Kriminalgeschichte, sondern in ganz Italien. Spitzname “ La Belva”, die Bestie: genau das war Totò Riina. 26-fach lebenslänglich zu einer Freiheitsstrafe verurteilt für schlimmste Verbrechen. Man erinnere sich an die Morde von Piersanti Mattarella, den Bruder des jetzigen Präsidenten Italiens, Pio la Torre, Ninni Cassarà, General Carlo Alberto Dalla Chiesa und die Richter Falcone und Borsellino. Mit den Attentaten brachten sie nicht nur diese Männer um, stellten auch die Institutionen in Frage , für die jene arbeiteten, bedrohten sogar auch das kulturelle Erbe Italiens zwischen 1992-1993. Sie waren eine Bewährungsprobe für den ganzen Staat.
Riina hatte noch vor wenigen Monaten mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen, als seinem Gesuch nicht stattgegeben wurde, aus gesundheitlichen Gründen eine vorzeitige Entlassung oder Umwandlung der Haftstrafe in Hausarrest zu erwirken. Das „Tribunale di Sorveglianza“ in Bologna (vergleichbar mit unseren Strafvollstreckungskammern (Anm. d.Ü.)), hatte dies verkündet. Aus diesem Grund hatte sein Anwalt Berufung eingelegt und damit die Debatte über die verfassungsrechtlich garantierten Rechte auch für ältere und kranke Häftlinge losgetreten, die dem harten Gefängnisalltag der Sonderbehandlung unter Art.41bis ausgesetzt sind, dabei insbesondere der Umgang mit Mafiabossen.
Dazu wurde auch die Kommission der Antimafia befragt, die betonte, dass, wenngleich erkrankt, Riinas öffentliche Gefährlichkeit ungehindert fortbesteht (er hatte nie ein Schuldeingeständnis gegeben und auch keine Anzeichen gemacht, dass ein Wille diesbezüglich bestünde). Des Weiteren war Riina noch bis zum heutigen Tage möglicherweise der Boss der Cosa Nostra. Welches Szenario wird nun mit seinem Ableben für die nächsten Monate vorstellbar sein? Wird die Cosa Nostra fähig sein sich zu erneuern und dabei ihre Identität beizubehalten (nach Jahren instabiler, aber bestehender Gleichgewichte), oder wurde nun der Platz frei für einen neuen Akteur?
Sicher ist nur, dass Riina Geheimnisse und Geschichten mit ins Grab genommen hat, welche nie erzählt werden.
Viele Grüße, das Team von Mafia? Nein, Danke! e.V. |