Newsletter 07 / 08_2017

der Antimafia-Newsletter

Liebe Leserinnen und Leser, 

hinter uns liegen aufregende Tage: am 12. Juli versammelten wir in Berlin führende Experten zur ersten deutschen Antimafia-Konferenz. Zehn Jahre nach dem Sechsfach-Mord von Duisburg durch die 'ndrangheta wurden einen Tag lang die drängenden Probleme im Zusammenhang mit der Organisierten Kriminalität diskutiert, wurden sehr unterschiedliche Positionen abgebildet. Es entstanden dabei auch neue Verknüpfungen verschiedener Akteure. Dies entspricht seit jeher unserem Anliegen, eine breite Front gegen die Gruppen der Organisierten Kriminalität zu bilden. Es nützt nichts, diese Aufgabe nur den Sicherheitskräften anzuvertrauen oder der Politik. Wir alle sind gefordert und  können etwas tun.

Für Deutschland ist vor allem wichtig, Informationen zu schaffen. Wie eklatant die unterschiedlichen Informationsniveaus sind, zeigte auch unsere Konferenz. Dort wurde einerseits die Ansicht vorgetragen, dass die deutsche Anti-Geldwäsche-Gesetzgebung nur wenige Löcher habe, die Kriminellen das Waschen und Investieren ihres schmutzigen Geldes ermöglichten. Auf  der anderen Seite hieß es, dass die 'ndrangheta es nicht nötig habe, Bargeld im Koffer nach Deutschland zu bringen, weil sie dafür Banken habe. Hier zeigt sich, wie wichtig das (Schatten)Finanzwesen, Steueroasen und wenig bis nicht  kontrollierte, globale Finanzströme für die Gruppen der Organisierten Kriminalität sind. Weil es hier in erschütterndem Maße an Transparenz fehlt und niemand auf globaler Ebene wirklich etwas dagegen tut, lässt man  Kriminelle gewähren. Auch hier zeigt sich, wie bedeutend es ist, sich international stärker über das Thema auszutauschen, und ein erster kleiner Schritt dazu war unsere Antimafia-Konferenz. Noch auf dem Podium überreichten sich der italienische nationale Antimafia-Staatsanwalt Franco Roberti und Peter Henzler, Vizepräsident beim deutschen Bundeskriminalamt, ihre Visitenkarten, verbunden mit der Ankündigung, transnational wieder mehr auf die  Vernehmung von Mafia-Kronzeugen zu setzen. Wir begrüßen diesen Schritt, denn wenn  es die deutschen Gesetze nicht ermöglichen, detaillierten Einblick in das Tun der hunderte Mafiosi hierzulande zu bekommen, dann können Befragungen von Kronzeugen weiterhelfen.

Allein zwölf Kamerateams berichteten von der Konferenz, ein Sender übertrug große Teile der Veranstaltung sogar live, dazu kamen unzählige Artikel in Printmagazinen und Tageszeitungen: Mafia? Nein, Danke! gelang es, mit dieser Veranstaltung den Kampf gegen die organisierte Kriminalität als Thema zu setzen. Mit dazu beigetragen haben die Besuche von Bundesinnenminister Thomas De Maizière und seinem italienischen Amtskollegen Marco Minniti. De Maizière verkündete zwei Gesetzesänderungen, die seit 1. Juli dieses Jahres in Kraft sind, und die bei entsprechender Umsetzung ein wichtiges Element für das Vorgehen gegen höher strukturierte Gruppen der Organisierten Kriminalität wie etwa die 'ndrangheta sein können. Auch wenn es sich im Fall des einen Gesetzes, der Neufassung der Strafbarkeit der Mitgliedschaft in kriminellen Organisationen, um die Umsetzung internationaler Vorgaben handelt, so ist doch ein erster Schritt getan. Gibt es nun entsprechende Fortbildungen für Straf, Ermittlungs- und Justizbehörden sowie mehr Personal für den Kampf gegen die Organisierte Kriminalität, dann haben sich die Mühen gelohnt, die wir von Mafia? Nein, Danke! sowie unsere Partner, die Botschaft der Republik Italien in Berlin, und die Europäische Bewegung Deutschland, auf die Organisation verwendet haben. Und dann war auch das Investment unserer Sponsoren, allen voran Caffè Barbera aus Bochum und die Bar I Cento Passi aus Berlin, sinnvoll.

Apropos lohnen: Die Strukturen aufzubauen, die für die Beschlagnahme und den Einzug kriminellen Vermögens nötig sind, zahlt sich doppelt aus. Zum einen beschneidet man die Machtbasis krimineller Gruppen, zum anderen füllt man das Staatssäckel. In Italien werden pro Jahr Werte in Höhe von mehreren Milliarden Euro eingenommen. Für Deutschland ließen sich vermutlich noch höhere Zahlen erreichen, denn das Bundesfinanzministerium schätzt, dass pro Jahr in Deutschland bis zu hundert Milliarden Euro gewaschen werden. Wie wenig tatsächlich beschlagnahmt wird: Die Bundesregierung hat es nun benannt. Aber lesen Sie selbst.

Wir kämpfen weiter dafür, dass Verbesserungen erreicht werden. Helfen Sie uns, gerne auch mit einer Spende.

Wir wünschen eine angenehme Lektüre.

Viele Grüße, das Team von Mafia? Nein, Danke! e.V.

NACHRICHTEN

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Zehn Jahre nach dem “Blutbad von Duisburg”: Ein beschwerlicher Weg

Der von der Presse als “Blutbad von Duisburg” bezeichnete Vorfall stellt einen Wendepunkt in der Geschichte der italienischen Mafiaorganisationen in Europa dar. In Ländern, in denen die Mafia nicht traditionell verankert ist, hatte es bis dato keinen Vorfall gegeben, der ein derartiges Medieninteresse geweckt und europaweit Beachtung gefunden hatte. Ausgerechnet Deutschland, wo die Mafia sich seit Jahrzehnten ausbreitet, ihren Geschäften nachgeht und im großen Stil Geldwäsche betreibt, musste am eigenen Leibe die tödliche Schlagkraft und die enorme kriminelle Energie der ‚Ndrangheta erfahren. Und doch ist der Mehrfachmord, ungeachtet seiner gravierenden Ausmaße, allzu schnell in Vergessenheit geraten. 

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Eine  Bundestags-Anfrage der Grünen zeigt, wie wenig die Bundesregierung über die italienische Mafia in Deutschland weiß - und die Zahlen, die sie hat, sind alarmierend.

Die Zahl der Mafiamitglieder in Deutschland hat sich im Vergleich zum Jahr 2007, dem Jahr der Sechsfach-Morde von Duisburg, vervierfacht. Dies besagt die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Fraktion Bündnis90/Die Grünen.  Ebenso alarmierend: Im gesamten Zeitraum wurden lediglich 5,85 Millionen Euro kriminellen Vermögens eingezogen. Dies dürfte einem winzigen Bruchteil der Profite entsprechen, die die italienischen kriminellen Organisationen in Deutschland erzielen. Die Zahlen belegen, wie dramatisch das Versagen der deutschen Politik im Kampf gegen die Mafia und das Organisierte Verbrechen ist.

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Gesetzesänderung in Deutschland: wird der Kampf gegen die Mafia effizienter?

Bei der von Mafia? Nein, Danke! organisierten Konferenz „Sicherheit und Freiheit: wie begegnen wir die Organisierte Kriminalität in Europa?“ am 12.7.2017 hat der deutsche Innenminister Thomas De Maiziére zwei wichtige Gesetzesänderungen angekündigt, die im Kampf gegen die Mafia helfen sollen: eine Lockerung der Beweislasterleichterung und eine neue Formulierung von Artikel 129 des Strafgesetzbuches, der die Frage krimineller Vereinigungen regelt. Allein, wie wirksam sie sind, ist umstritten. Und die Bundesregierung reagiert damit auf europäische Vorgaben.

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Jahresbericht der italienischen Antimafia-Behörde: Eine geeinte 'ndrangheta hat Europa im Griff

Die 'ndrangheta hat eine einheitliche Struktur und EIN Entscheidungszentrum. Das ist eine der wichtigsten Erkenntnisse, die im jüngsten Jahresbericht des Nationalen Staatsanwaltes für Antimafia und Antiterrorismus festgehalten sind. Das Dokument der wichtigen italienischen Behörde wurde im April 2017 veröffentlicht und behandelt die Aktivitäten von Juli 2015 bis Juni 2016. Bisher ging man von einer horizontalen Unterteilung in Familienclans aus, doch diese Sicht ist offenbar überholt.

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Wie Unternehmensstrafrecht beim Kampf gegen die Mafia helfen könnte

Im Allgemeinen wird mit den finanziellen Ressourcen der Mafia die Schutzgelderpressung assoziiert. Doch die wirtschaftlichen Aktivitäten der mafiösen Organisierten Kriminalität gehen weit darüber hinaus. Mafiosi treten als eigenständiger Akteure auf dem freien Markt auf oder üben ihren Einfluss auf „normale“ Unternehmen aus. Lässt sich denn dann wenigstens von Unternehmensseite die Infiltration mit der Organisierten Kriminalität sanktionieren, wenn man der mafiösen Hintermänner (und Frauen) schon so schwer habhaft zu werden vermag?

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Erfolgreiche Großoperation gegen die Mafia in Deutschland

Bei einer deutsch-italienischen Antimafia-Aktion der Polizei sind 20 Mafiosi und Mafia-Verdächtige festgenommen worden, allein 15 davon in Deutschland. Damit handelte es sich um eine der größten Aktionen gegen die italienische Mafia in Deutschland. Allein 300 Kräfte waren in mehreren baden-württembergischen Orten im Einsatz. Diese Operation zeigt zweierlei: Die italienischen Mafia-Organisationen bewegen sich ohne größere Probleme zwischen Deutschland und Italien. Daher sind grenzübergreifende Maßnahmen wie die eben erfolgte ein wichtiges Mittel, um die Organisierte Kriminalität zu bekämpfen. Und sie ist ein Indiz dafür, dass die großen Mafia-Organisationen 'ndrangheta, Camorra, Cosa Nostra und Sacra Corona Unità inzwischen nicht nur verstärkt in Italien kooperieren, sondern auch im Ausland.

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Für eine transparentere Regierung: Transparency International veröffentlicht ein 18-Punkte-Papier

Korruption und Organisierte Kriminalität gehen oft gemeinsam einher. Daher verweisen wir hier auf ein Dossier, das Transparency International anlässlich der Bundestagswahl in diesem Herbst veröffentlicht hat. Es enthält achtzehn Vorschläge, wie die künftige Regierung Korruption besser bekämpfen kann. Denn Bestechung schädigt ein Land nicht nur finanziell, sondern sie bedroht vor allem fundamentale Prinzipien der Demokratie.

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RÜCKBLICK

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Antimafia-Konferenz 2017: Wir sind überwältigt...

… von der Reaktion auf unsere Antimafia-Konferenz in der Italienischen Botschaft: Mehr als 250 Zuhörerinnen und Zuhörer zählten wir und beinahe hundert Medienschaffende! Dazu klappte alles wie am Schnürchen, unsere Gäste konnten alle trotz eines Flugausfalls anreisen. Auf dem Podium und in den Pausen gab es spannende Diskussionen, und unsere Konferenz wirkt in der Berichterstattung in Deutschland und Italien nach.

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Ein Problem zu verdrängen heißt nicht, es zu lösen. Nando Dalla Chiesa spricht in Berlin über die Mafien.

Wissenschaftler, Stadtrat, Schriftsteller, Mitglied der Nationalen Antimafia-Kommission, Soziologe, Universitätsprofessor, Abgeordneter, Ehrenpräsident von Libera. Das sind einige der Aufgaben und Ämter, die Prof. Nando Dalla Chiesa in den letzten 30 Jahren übernommen hat. Als Experte für Organisierte Kriminalität hat er im Juli 2017 Berlin besucht, um an der Humboldt-Universität eine Vorlesungsreihe zum Thema abzuhalten. Ausgehend von seinen eigenen Erfahrungen umriss Prof. Dalla Chiesa das Problem Mafia unter verschiedenen Gesichtspunkten.

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AUS DEM VEREIN

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Offene Ausschreibung für zwei EFD-Freiwillige bei MND, ab Januar und Februar 2018

Wir nehmen Bewerbungen an: Zwei Stellen für den Europäischen Freiwilligendienst bei Mafia? Nein, Danke! e.V. (MND) in Berlin. Die Stellen sind ab Januar und Februar 2018 frei, der Freiwilligendienst dauert zwölf Monate. Für mehr Info, besuchen Sie bitte unsere Webseite.
 

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Wir suchen Übersetzer/innen!

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Besonders nützlich für unsere Arbeit wäre es, uns mit Übersetzungen von Artikeln aus dem Italienischen ins Deutsche zu helfen. Wenn Sie interessiert sind, kontaktieren Sie uns bitte über unsere E-mail Addresse info@mafianeindanke.de. 
Wir freuen uns auf Sie!

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